Sonntag, 29. November 2015

Der rote Mond Heidekraut am Bosporus

Oh mein Gott, diese fremde Welt…das ist alles so aufregend, es gibt so viel zu sehen… da sind so viele Menschen. Erika fühlt sich großartig und lässt sich so gerne von Fatma alles zeigen.
Sie wohnen bei Fatmas Großeltern, ein altes, griechisches Haus, das nach vielen Jahrzehnten Mottenkugeln und Käsefüßen riecht. Fatmas Leute reden natürlich nur türkisch, was kann Erika tun? Sie hat ständig die Augenbrauen ein bisschen angehoben, die Mundwinkel auch und nickt immerzu, obwohl sie nichts kapiert. Aber Fatma macht das gut: Wenn Erika angesprochen wird, macht sie den Dolmetscher, sonst spricht sie türkisch, manchmal sagt sie Erika kurz Bescheid, worüber gerade gesprochen wird. Erika ist sehr vertrauensvoll, dass sie nichts verpasst. Sie sitzt einfach dabei, versucht ihre freundliche Maske zu halten, schaut sich die anderen Dinge an, die Gesten, die Mimik, das Rundherum. Ihr ist dabei kein bisschen langweilig, es gibt genug zu sehen, nachzudenken, zu vergleichen mit ihrer Welt. Im Keller des Hauses ist das Badezimmer. Sie bekommen von der Großmutter einen Eimer heißes Wasser, stehen beide nackt auf dem zementierten Boden und benutzen die verschieden großen Zuber um sich mit Wasser zu übergießen und zu waschen. Erika findet das schön und anheimelnd, wenn sie sauber ist freut sie sich schon auf das nächste Bad. Am ersten Morgen sagte Fatma: „ Ich habe heute auf türkisch geträumt.“ Darüber muss Erika lange nachdenken, sie wusste gar nicht, dass sie in einer Sprache träumt. Wie tief ragt diese Spaltung in türkisch und deutsch in Fatma hinein. Wie sehr macht Sprache Identität aus. Wird sich Fatma jetzt von ihr entfernen, weil sie mehr türkisch ist?
Jeden Tag fahren sie in die Stadt, Fatma zeigt sich als hervorragende Fremdenführerin und in Istanbul gibt es ja mehr als genug zu sehen. Überall stehen diese gutaussehenden, jungen Männer in Uniformen. Manche schauen finster, viele andere lächeln Erika freundlich an. Fatma erzählt von dem Putsch letztes Jahr, erklärt damit die vielen Militärposten. Erika ist verblüfft, sie hält sich für informiert und weltpolitisch interessiert, aber sie hatte davon überhaupt nichts mitgekriegt. Tja, sie hatte offensichtlich nicht mal vorher gefragt, wie die politische Situation in der Türkei ist, ob man das überhaupt verantworten kann, dahin zu fahren. Naja, nun ist sie da, jetzt fragt sie sich, ob sie sich bedroht, oder unsicher fühlt, aber die meisten von den uniformierten Jungs sind  adrett und sehen  freundlich aus. Ja, das ist lustig, sie ist hier weit und breit die einzige Touristin, unterwegs mit der exklusiv- Fremdenführerin. Jeden Tag gibt es sehr leckeres Essen, oft folgt ihnen ein Pulk von Kindern oder Jugendlichen, das ist schon etwas lästig. Sonst so kompetent, schafft Fatma es leider nicht, diese Verfolger zu vertreiben.
Istanbul ist so schön, es gibt so viel zu sehen, aber Erika entscheidet sich bald: das Tollste ist die S-Bahn –Fahrt. Morgens und abends sitzen sie zwanzig Minuten in der Bahn, weil das Haus der Großeltern in einem ruhigen Vorort liegt. Die Bahn ist immer voll. Erika bestaunt die Menschen, ihre Fremdartigkeit. Fatma erklärt: die Türkei ist ein Vielvölkerstaat, die Türken sind eigentlich Mongolen, da gibt es aber auch Kurden, Griechen, Armenier und viele andere. Ja, genau, das ist das Eine, was Erika bestaunt, dass die Menschen so extrem unterschiedlich aussehen. Aber auch mit welcher Gelassenheit sie sich so nah zusammen drängeln, sowas hat sie noch nie erlebt. Abends stehen die Leute Bauch an Po in der Bahn, ein Glück ist Erika hier recht groß, sodass sie meistens oben heraus ragt und Luft zum Atmen bekommt. Am liebsten positioniert sie sich in der Nähe der Eingangstüren, da gibt es manchmal Akrobatik zu bestaunen. Junge Kerle springen an die schon anfahrende Bahn, halten sich außerhalb an den Griffen und auf dem Trittbrett fest und fahren so eine Station. So also geht Trittbrettfahren, Erika prickelt es im ganzen Körper nur vom Zuschauen. Fatma ist nicht begeistert, als Erika meint, dass sie das auch mal ausprobieren will. Sie stellt klar, das ist verboten und extrem gefährlich. Schon klar, Erika wird hier keinen Ärger machen, sie hält sich exakt an alle Verhaltensregeln, die Fatma aufstellt. Aber sie liebäugelt, das Riskante hat seinen Reiz, die Gefahr, die Geschwindigkeit, den Wind im Gesicht spüren, was würden die Leute staunen, wenn sie das machen würde. Aber sie weiß gar nicht…es ist nur ein Gedankenspiel. Ein Gedankenspiel, ein Spiel mit dem Leben, sie hält sich ja nicht so sehr fest an ihrem Leben, wenn es am Schönsten ist, soll man gehen, dann wäre jetzt der richtige Moment… Aber nein, natürlich nicht! In Echt würde sie das Fatma natürlich nicht antun! Aber da gibt es so eine distanzierte Leichtigkeit. Das Leben festhalten, oder loslassen, ist alles nicht so wichtig. Jetzt ist es schön, mit Fatma, alles andere ist Nebensache.
Nach einer Woche nehmen sie die Fähre über das Marmara Meer. Es ist ein wunderbarer Tag, sie stehen an der Reling und genießen die glitzernde Weite. Das Ziel: die kleine, beschauliche Insel Avsa. Hier machen sie so richtig Badeurlaub, wie man es sich vorstellt. Touristen? Fehlanzeige, also außer Erika natürlich. Die Adresse kommt mal wieder von Eva, sie bekommen eine kleine Wohnung bei sehr freundlichen Leuten, es ist alles da, der Weg zum Strand ist kurz, Die Haus-Mutti bringt täglich kleine Kostproben ihrer Kochkunst. So vergehen sehr helle Tage, sie lümmeln am Strand, abends gehen sie ins Cafe und spielen Backgammon. Erika findet es sehr komisch, dass sie die einzigen Frauen in dem Cafe sind, aber Fatma spaziert immer wieder mit stoischem Gesicht hinein. Nach einigen Tagen werden sie nicht mehr so auffällig von den alten Männern beäugt. Bei einem abendlichen Spaziergang geraten sie in eine Hochzeitsgesellschaft, die sie sofort mitnimmt. Sie müssen die ganze Nacht feiern und tanzen, Erika wird gnadenlos vollgequatscht, es ist wohl allen egal, dass sie nichts versteht. Die ausgelassene Stimmung der Leute ist ansteckend und die vielen Leckereien, die aufgetragen werden, muss Erika alle probieren. Mitten in der Nacht tänzeln die Zwei zurück zu ihrem Haus, sie haben keinerlei Bedenken, die Insel wirkt so paradiesisch, Gewalt und Gefahr sind hier unvorstellbar.
 Alle Nachbarsfrauen haben sich angewöhnt kleine Teller mit Essen vorbeizubringen, die Zwei sind wohl die Resteesser der Insel geworden. Es gibt aber auch häufige Einladungen zum Abendessen, sie kaufen sich nur Frühstück und Obst, sonst werden sie vom Dorf versorgt. Fatma muss ja eine hervorragende Empfängerin sein. Im Zug und jetzt hier, überall fühlen sich die Leute animiert, sie zu beschenken. Vielleicht ist es, weil sie so dünn ist, vielleicht haben die Frauen Sorge, dass sie verhungert. Fatma ist ja überhaupt die einzige dünne Frau hier. Alle sind richtig dick. Erika wundert sich und ist mit ihrem Figurproblem hier dünn. Fatma erklärt, dass hier ein anderes Schönheitsideal gilt als in Westeuropa. Erika bestaunt die Grazie und das Selbstverständnis der dicken Frauen, die sich in Deutschland verstecken würden, hier aber wunderschön sind.
Erika kann sich allem einfach überlassen. Sie fühlt sich bei Fatma sehr gut aufgehoben, sie braucht sich um nichts zu kümmern, Fatma sagt ihr manchmal, was sie tun muss, sie hält sich daran, alles ist unproblematisch. Sie hat alle ihre Antennen eingefahren, passt auf nichts auf, das ist so entspannt und gelassen, nichts ist anstrengend, dank Fatma. So geht Urlaub. Erika ist still, schaut, macht sich Gedanken und spürt der Zeit nach wie sie vorbeitropft. Auch mit Fatma gibt es viel Stille. Manchmal lässt Erika sich was erklären, manchmal plaudern sie einfach, dann wieder Stille. Fast träge saugen sie wohlig das Leben wie ein sattes Baby an der Mutterbrust. Blau ist der Himmel, blau ist das Meer. Gelb ist die Sonne, gelb ist der Strand. Blau und Gelb brennen sich in Erikas Seele, das Leben, das Dasein, einfach nur da sein.
Sie müssen zurück. Erst noch mal zwei Tage Istanbul, dann der Zug. Diesmal steigen sie mit einer großen Fresstüte von der Großmutter ein. Die Tage im Zug sind natürlich auch wieder anstrengend, aber sie sind auch ein guter Korridor. Abschied nehmen vom Urlaub und sich der Zukunft zu wenden, das machen sie. Mit jedem Kilometer, den der Zug fährt, kommt ihr neues Leben näher. Sie haben keine Angst, aber Respekt. Jetzt sind sie erwachsen, sie müssen ihr Leben in die Hand nehmen, auf eigenen Füssen stehen. Wie wird das alles, in der neuen Stadt, so weit weg von den Eltern, der Familie. Nur sie Zwei, keine Freunde, keine Verwandten, wird das eine Feuerprobe für ihre Freundschaft? Kindheit und Schulzeit sind vorbei, die neue Zeit- das ist ihr ganzes Leben, das da vor ihnen steht. Eine leere Straße, sonnig, schöne Landschaft, aber das Bild hat keine Tiefe. Da ist gleich ein Hügel, der den Blick auf die Zukunft verstellt. Es ist ein Weg ins Ungewisse. Aber sie gehen ihn zu Zweit und erstmal Hand in Hand. Das ist gut. Erika ist nicht beherzt, aber neugierig und mit Fatma an der Hand traut sie sich…


Liebe Leser. Die Geschichte ist hier zu Ende. Ich will was Neues schreiben, habe aber noch nicht angefangen. Es wird wohl dauern. Keine Ahnung, wie lange.

Vielen Dank fürs Lesen. Das war für mich ganz wichtig

Montag, 23. November 2015

roter Mond II

Fatma steht in der Haustür, sie ist ganz schön fertig: „Erika, Mama ist mit dem Staubsauger auf mich losgegangen, mir reichts, ich will da weg!“ Erika ist mitfühlend, aber auch euphorisch, endlich zieht Fatma Konsequenzen, endlich kann Erika was für sie tun. Erika ist gut vernetzt und durch Otto hat sie einige Freunde, die schon eine eigene Wohnung haben. Sie reißt sich am Riemen, sie kann ja schlecht freudig erregt sein, wenn Fatma so kaputt ist. Sie legt das ich-checke-alles-Gesicht auf und geht schon mal im Kopf die Wohnmöglichkeiten durch, noch bevor die weinende Fatma auf ihrem Bett Platz genommen hat. Hier zu Hause ist ja wirklich Platz genug und das wäre für Erika auch das Allerschönste, Fatma hier zu haben, wie eine Schwester. Aber ihr Vater…, dann auch die Mutter, die ja zu Fatma kein herzliches Verhältnis hat, das Wichtigste ist allerdings, sie sind zu nah dran. Erika lässt Fatma erstmal Zeit sich zu beruhigen, Zeit…Zeit gibt es jetzt ja genug, wenn ihre Eltern Fatma nicht mehr drangsalieren, dann haben sie alle Zeit der Welt. Sie entscheiden sich Harald zu fragen, Erika wird das machen, das muss schnell gehen.
Schon am gleichen Abend steht Fatmas Vater vor der Tür. Erika lügt ihm scheinbar entspannt ins Gesicht, sie weiß nichts von Fatma. Er kann ja schlecht das Haus durchsuchen, er muss unverrichteter Dinge wieder gehen, Erika fühlt nichts, es geht ausschließlich darum Fatma zu schützen. Am nächsten Vormittag schwänzen die Beiden die Schule, suchen in Fatmas Wohnung die wichtigen Dinge zusammen und ab geht’s zu Harald, den Wohnungsschlüssel hat Erika schon organisiert. Erika fühlt sich großartig, sie ist wichtig, sie ist die Helferin, sie ist der Checker. Sie verbringt viel Zeit bei Fatma, in ihrem neuen Domizil. Fatma hat kein eigenes Zimmer, sie muss im Wohnzimmer schlafen, kein Rückzugsraum, keine Privatsphäre, in dieser Umgebung muss sie ihr Abi machen. Erika weiß, dass das schwierige Umstände sind, sie versucht was sie kann, um es Fatma leichter zu machen. Gleichzeitig genießt sie Fatmas neue Freiheit, Fatma kommt jetzt nicht mehr zu ihr, das ist zu nah an ihren Eltern, aber sie wohnt jetzt mitten in der Stadt, Erika geht gerne hin. Sie hören Haralds Musik durch. Da ist lustigerweise viel deutsches Zeug, aber gar nicht schlecht. Georg Danzer gefällt beiden, Fatma geht auf Billy Joel ab, es gibt auch viele Klassikplatten. Sie hören Strawinsky, Fatma findet den Feuervogel toll, Erika die Psalmenmusik.
 Der Edeka ist gegenüber der Schule, dort kaufen sie ein bevor sie zu Fatma gehen. Sie haben gerade bezahlt, als Acar den Laden betritt. Alle Drei sind überrascht. Fatma ist wie paralysiert, Erika kann das  in ihrem Gesicht sehen. Auch der Körper, die Bewegungen sind völlig verlangsamt, das Gesicht bewegungslos, scheinbar schielt sie. Fatma schafft jetzt gar nichts, das erkennt Erika sofort. Der Vater stürzt nach dem Schreck-Moment auf Fatma zu, Erika stellt sich vor sie und baut so Abstand zwischen den Beiden auf. Acar versucht an Erika vorbeizukommen, Erika lässt das nicht zu, Fatma schafft es hinter Erika zu bleiben. Die Drei machen eine Art Tanz in der Eingangszone des Edekas. Erika ist mit voller Kraft auf Fatmas Vater konzentriert. Sie sagt kein Wort, aber innerlich schreit sie: du-kommst-hier-nicht-vorbei-! Der Vater verlegt sich aufs Schimpfen, auf Türkisch, Erika versteht kein Wort, aber sie wird schon entspannter, der Vater hat aufgegeben. Fatma hat sich noch nicht gefangen, Erika schirmt sie weiter ab und schickt sie jetzt raus, sie soll gehen. Sie weiß jetzt, Acar wird hier keine Gewalt anwenden. Als Fatma draußen ist, wendet Acar sich dem Drehkreuz zu, Erika wartet noch einen Moment, dann geht sie auch. Sie treffen sich in Haralds Wohnung. Beide verlieren kein Wort über das Erlebte.
Erika ist mitfühlend und fühlt sich so wohl in ihrer Rolle. Sie ist so wunderbar wichtig, Fatmas Dasein hängt an Erika. Das Geld für Fatmas Leben kommt aus der kleinen Vase in Erikas Zimmer, also von ihrem Vater. Erika fühlt sich groß, großartig, es ist so symbiotisch, der Mond ist rund und voll. So soll es eigentlich für immer bleiben. Sie will gar keine Dankbarkeit, sie tut alles, damit Fatma sich nicht abhängig fühlt, aber sie weiß nicht, wie erfolgreich sie dabei ist, sie sprechen nicht darüber. Fatma hält alles einfach aus, wie es ihr dabei geht, sagt sie nicht. Wann immer Zeit ist, fahren die Zwei weg. Fatma hat immer Lust dazu, das ist wohl auch ein Weg der Situation in Haralds Wohnzimmer zu entrinnen. Sie fahren übers Wochenende zu Freunden von Erika, nach Göttingen zum Beispiel, in den Ferien fahren sie weiter weg, alles finanziert der Vater über die Vase. In den Pfingstferien, vor ihrem mündlichen Abitur, fahren sie nach Südtirol. Sie bekommen Unterkunft in dem Gasthaus von Peters Eltern. Was für eine unfassbare Situation. Mit Fatma an der Seite schafft Erika es, nochmal an diese schreckliche Geschichte heranzugehen. Sie freunden sich mit der ganzen Familie an, außer Peter, sie helfen in der Küche, brauchen die Unterkunft nicht zu bezahlen. Mit einem älteren Bruder von Peter verstehen sie sich richtig gut, gehen abends mit ihm aus. Dann fahren sie schnell mal nach Hause und machen ihr Abitur fertig. Fatma kriegt das ganz gut hin, Erika ist beeindruckt, wie zielstrebig Fatma immer noch sein konnte, Erikas Abi ist die schlimmste Hängepartie aller Zeiten, aber sie hat den Wisch, Scheiß drauf. Bis zur offiziellen Abi-Feier fahren sie wieder nach Südtirol. Sie werden in diesem Jahr insgesamt vier Mal in Südtirol sein, sie werden sich so eng mit der Familie anfreunden, dass sie auch abends im Wohnzimmer sitzen werden. Sie werden im November dort sein, wenn die Gegend für Touristen schon geschlossen ist, wenn der Landstrich Winterschlaf hält, so ruhig und ausgestorben, wie man es sich niemals hätte vorstellen können. Dann wird das Wohnzimmer wohlig warm vom Kachelofen beheizt sein und alle werden ganz viel Zeit haben. Erika wird mit Fatmas Unterstützung  in dieser Zeit zu dieser immer noch offenen Wunde zurückkehren können. Obwohl Peter kaum anzutreffen ist, kann sie daran arbeiten, Fatma hält ihr dabei die Hand. Naja, arbeiten ist wohl ein bisschen hochgegriffen, aber sie ist konfrontiert, sie sieht ihn manchmal, kann ein paar Worte mit ihm wechseln und so. Sie fühlt sich immer noch ganz stark zu ihm hingezogen, aber sie hält das unterm Deckel. Später wird sie mal ein Bild von ihrem jungen Vater sehen und feststellen, dass Peter wie er aussieht. Diese Familie zu erleben ist auch interessant. Die Leute sind herzlich und nett zu Fatma und Erika, aber sie sind auch so gut miteinander. Die meisten der sieben Kinder sind schon erwachsen und ausgezogen, aber alle sind sehr präsent. Der Vater ist Alkoholiker, hat schon einen großen Gasthof versoffen und ist auf dem besten Weg den restlichen Besitz auch noch auszutrinken. Erika spürt aber keine Wut, oder Verzweiflung, eher so ein „es ist wie es ist“ und alle versuchen das Beste daraus zu machen. Sie sind einfach in Liebe verbunden. Erika würde sich gerne für immer in diesem Nest einrichten und die Wärme dieser großen Mutter genießen.
Zurück in ihrem Kaff planen Fatma und Erika ihre Zukunft. Die Vielzahl an Möglichkeiten ist fast lähmend. Mit dem Studienführer in der Hand versuchen sie eine engere Auswahl zu finden. Fatma will Geschichte studieren, Erika weiß eigentlich gar nichts, naja, sie will mit Fatma zusammen ihre Zukunft planen und sie will ganz weit weg. Ihr Vater soll nicht mehr nach ihr greifen können und ihre Mutter soll großes Heiopei um sie machen, wenn sie doch mal nach Hause kommt. Sie entscheiden sich für eine Stadt in einer Ecke Deutschlands, dort fahren sie hin, um sich das mal anzuschauen. Sie sehen eine lebensgroße Puppenstube, alles ist so nett, adrett und aufgeräumt, sehr niedlich. Sie schreiben sich ein, damit wäre das entschieden und sie können sich wieder der Freizeit zuwenden. Fatma will arbeiten und Geld verdienen, nachvollziehbar, also macht Erika das auch. Sie kriegt einen Job als Zimmermädchen in einem renommierten Hotel in Hannover. Erika ist schockiert, Lohnarbeit, sie spürt das Joch so schwer. Ihre Freizeit könnte sie mit Heulen zubringen, weil sie am nächsten Tag wieder zur Arbeit muss, diese Fremdbestimmung, das ist wie Knast. Mit Hängen und Würgen schafft sie sechs Wochen, das Geld ist viel zu wenig für den Stress, den sie hatte. Den Betrag könnte sie in einer Woche aus des Vaters Geldbörse hervorzaubern.
Die restliche Zeit, bis sie in der neuen Stadt ihr neues Leben beginnen wollen, fahren sie in die Türkei. In München steigen sie in den Zug, das ist für einige Tage ihr neues Zuhause. Glücklicherweise wird Erika mit Fatma eigentlich nie langweilig. Sie sind ja so schlecht auf diese Fahrt vorbereitet, sie haben gar keinen Proviant dabei, schon in Österreich stehen sie auf dem Schlauch, Erika fragt sich was wohl in Jugoslawien und Bulgarien sein wird, ihr Wasserfläschchen ist auch schon leer. Erika würde gerne ihre Turnschuhe ausziehen, aber wegen ihrer Käsefüße traut sie sich das nicht. In ihrem Abteil sitzen noch einige komische Kerle aus Köln, die lachen sich andauernd über Witze kaputt, die nicht witzig sind und trinken Bier. Draußen ist es schon dunkel, es gibt nichts mehr zu sehen, Fatma hat das Abteil verlassen, Erika fühlt sich verlassen. Das muss sie jetzt so aushalten, tagelang muss sie aushalten, auf ihrem Arsch sitzen und warten, dass sie irgendwann in Istanbul ankommt, bis dahin: aushalten. Fatma holt Erika ab und führt sie einige Abteile weiter. Dort sitzt eine türkische Familie, sie werden herzlich empfangen. Ein Picknick ist ausgebreitet: kalte Buletten, Gemüse, Brot, Joghurt, Wasser und Saft. Fatma übersetzt kurz: „wir sollen uns reichlich bedienen, es ist genug da!“ Dann unterhält sie sich wieder angeregt mit der Frau. Erika lässt sich das nicht zweimal sagen, alles schmeckt wunderbar. Beim Essen hört sie der fremden Sprache zu, versucht ein freundliches Gesicht zu machen, lächelt, wenn sie angelächelt wird. So fühlt sich die Zugfahrt schon besser an und so bleibt es auch. Fatma organisiert alle Mahlzeiten, sie werden rund und satt in Istanbul aus dem Zug steigen. Oft stehen sie auf dem Flur und unterhalten sich, in ihr Abteil kehren sie eigentlich nur zum Schlafen zurück. Das geht dann wie die Ölsardinen, so nah an fremden Männern, schwer zu ertragen. Mitten in der Nacht wacht Erika von schrecklichen Schmerzen auf, ein bulgarischer Zollbeamter hat ihr mit dem Griff seiner Pistole auf den Knöchel geschlagen. Sie versteht. Sie soll ihre Schuhe ausziehen. Der Bulgare schützt die Polster des deutschen Zuges, vielen Dank. An der türkischen Grenze bleibt der Zug lange stehen. Zollbeamte laufen hin und her, Fatma und Erika werden herausgebeten. Sie sitzen im Bahnhofsgebäude bei einem Herren zum Tee. Erika versteht wieder gar nichts, trinkt ihren Tee und fragt sich, was wohl jetzt wieder abgeht. Fatma unterhält sich mit dem Mann, es gibt noch mehr Tee, völlig unklar ist, wann dieser Zug wohl weiterfahren wird. Erika macht sich Sorgen, dass der Zug ohne sie abfahren könnte, aber Fatma beruhigt sie schnell, ihr Gesprächspartner entscheidet hier alles, sie werden schon rechtzeitig ihren Tee austrinken. Erika spürt bei Fatma, dass die Situation nicht entspannt ist, so sitzt sie ruhig da, hat alle Antennen ausgefahren, beobachtet unauffällig den Mann, der eigentlich ganz freundlich wirkt. Erika ist erleichtert, als sie wieder zum Zug geführt werden, der sich bald in Bewegung setzt. Fatma erläutert die Situation: der Mann wollte sie aushorchen, aber Fatma hat das gut gemeistert. Erika sagt dazu nichts, aber sie fragt sich mal wieder, ob Fatma vielleicht manchmal ein bisschen paranoid ist. Möglicherweise hatte der Mann Lust sich mitten in der Nacht mit einer gutaussehenden jungen Türkin zu unterhalten.

 Am hellen Vormittag fahren in diese fremde Stadt hinein, Fatma ist ganz schön aufgedreht und zeigt ständig auf Sehenswertes aus dem Fenster.

Samstag, 14. November 2015

Der rote Mond Treffer...versenkt

Otto feiert wieder…sehr gut. Das wird bestimmt wieder super. Erika hat nichts anderes vor, deswegen ist sie schon mittags nach Hannover gefahren, um Otto bei den Vorbereitungen zu helfen. Sie lungert in Ottos WG herum, von Vorfreude erfüllt, so gefällt ihr das Leben. Die Vorfreude kleidet ihren Hohlkörper aus, wenn sie nach innen horcht klingt der Ton angenehm. Sie inspiziert das Zimmer in dem sie später übernachten soll. Eine Mitbewohnerin von Otto ist nicht zu Hause. Erika schaut sich alles genau an, sie ist neugierig, ja, aber es ist mehr, sie will eintauchen in dieses fremde Leben. Sie berührt Nippes, liest alte Ansichtskarten, die an Bücher angelehnt sind, blättert in den Zeitschriften, die herumliegen. Es ist noch viel Zeit, bis die ersten Leute kommen, also fängt sie ein Buch an, Gruppenbild mit Dame. Das liest sich ganz schön langweilig, aber was man von Böll so mitkriegt scheint der ja ganz gut drauf zu sein, so links und so, also kämpft sie sich durch die Seiten, er müsste doch was zu sagen haben.
Otto holt sie in sein Zimmer, das ist eine willkommene Abwechslung, er will mit ihr reden, sie soll die Tür schließen, spannend, was hat er denn? Hinter seinem Schreibtisch verschanzt redet ungewohnt leise. „Pass auf Erika! Ich möchte, dass du dich heute mal anders benimmst als sonst. Du willst immer im Mittelpunkt stehen, das hier ist aber meine Party, deswegen steht dir diese Rolle keineswegs zu. Du machst das jedesmal und das geht mir gehörig auf den Wecker, und nicht nur mir, gestern hat Willy zu mir gesagt, na, wird sich deine Schwester wieder in die Mitte spielen und die Party reißen? So geht das nicht, Erika! Heute benimmst du dich mal, oder das war die letzte Party bei der du dabei bist.“ Erika kann nichts mehr sehen. Alles verschwimmt rot. Sie stottert „ah…eh...ja..ist gut. Eh…, ich weiß nicht…eh…ja mach ich…“ Mit etwas Glück erreicht sie das Zimmer der Mitbewohnerin. Sie weint, sie weint und weint. Noch nie in ihrem Leben hat sie sich so getroffen gefühlt. Sie muss immer weiter weinen und sie schämt sich so.  Nie wieder kann sie dieses Zimmer verlassen, nie wieder kann sie jemandem in die Augen sehen. Die Tränen versiegen, aber sie liegt weiter verwundet auf dem Bett und muss sich den Bauch halten. Otto war so eindringlich und es gibt niemanden, dessen Kritik so treffsicher ist, wie Otto.
 Sie kann sich überhaupt nicht erinnern jemals im Mittelpunkt gewesen zu sein. Was hat sie denn mit Mittelpunkt zu tun? Sie wird doch immer einfach gar nicht wahrgenommen, seit ihrer Kindheit muss sie darum kämpfen, dass sie nicht vergessen wird, immer fühlt sie sich wie ein hässlicher Regenschirm, der gerne bei Gelegenheit mal stehen gelassen wird. Aber sie schämt sich so und sie fühlt sich so getroffen und gleichzeitig versteht sie die Welt nicht mehr. Die Kritik ist nicht an ihr vorbeigeglitten, oder abgeprallt, nein, das war Treffer-versenkt. So fühlt es sich an, aber sie kann es nicht sehen, wo immer sie in ihrer Erinnerung schaut, sie findet sich nicht im Mittelpunkt. Andererseits muss sie sich eingestehen, dass die Bühne eine leckere Verheißung ist. Die Phantasie, dass sie da oben steht und unten alle an ihren Lippen hängen, ja… das ist warm und süss. Sie fühlt sich getroffen, kann dieses Zimmer nie wieder verlassen, tja, da muss wohl was sein. Das ist eine komische Situation: sie muss jetzt ein Verhalten vermeiden, von dem sie nicht weiß, dass sie es tut

Thomas wäre jetzt die absolute Unterstützung. Wenn der käme, dann könnte sie sich einfach an ihm festhalten. Mit ihm könnte sie vielleicht darüber reden. Aber er hat ihr ja kürzlich auch eine reingewischt. Daran wollte sie eigentlich überhaupt nicht denken. Thomas…so eine Scheiße…
Er ist nach Bremen gezogen, das ist jetzt nicht so schlimm, ist ja nicht so weit weg. Er hat dort mit einer Frau eine 2-er WG aufgemacht. Erika hat ihn dort schon mehrfach besucht. Das letzte Mal, als sie reingestürmt kam und ihm um den Hals gefallen ist, hat er sich ziemlich rabiat von ihr losgemacht und ihr gesagt, dass das jetzt nicht mehr geht, dass er mit der Alten jetzt zusammen ist… „Erika, lass das, das geht jetzt nicht mehr, ich liebe dich nicht mehr, ich bin jetzt mit ihr zusammen…“

Ich liebe dich nicht mehr

Wie…was…warum…Was hat sie denn da wieder verpasst? Diese wunderbare Freundschaft, und er hat sie geliebt und sie hat das einfach nicht kapiert? Und jetzt ist es vorbei?


Was für ein Verlust! Nein, an Thomas kann sie jetzt nicht denken. Das ist zu schmerzhaft, sie ist ja sowieso schon so fertig wegen Otto. Hat sich die ganze Welt gegen sie verschworen? Wann wird sie diese Scheiß-Welt eigentlich mal verstehen und ihren ewigen Dreisprung von Fettnapf zu Fettnapf lassen. Wird es eine Zeit geben, wo sie souverän durch die Welt spaziert, die Dinge versteht, die sie sieht und einfach entspannt ihren Weg geht? Anpassung ist weiterhin unmöglich. Lieber sterben als klein bei geben. Sie hat nichts gegen diese Normalos, aber es kann nicht sein, dass das was andere denken mögen, ihr Dasein bestimmt. Sie will auf jeden Fall weiterhin ihren Impulsen folgen, sie könnte gar nicht argumentieren, warum das so einen Stellenwert bei ihr hat, völlig egal, es bleibt dabei. Die Handbremse! Sie muss jetzt eine Handbremse einrichten! Otto hat sie ins Mark getroffen, eigentlich versteht sie da einiges nicht, aber doch: Handbremse. Wenn sie ordentlich angeschickert ist…und in diese wunderbare Energie kommt…wo das Leben, der Zustand, die Party einfach nur geil ist, sie sich selbst unfassbar inspirierend und lustig findet…da muss es sein! Da muss die Handbremse angezogen werden. Sie kann sich so gar nicht von außen sehen, aber doch, irgendwie ist sie sicher, dass Otto das meint. Da muss die Bremse rein, wie Schade, auch ein Verlust

Samstag, 7. November 2015

Das Muttertier benzinblau


Was will ich nicht alles sein, für meine Tochter. Wenn ich meine Ansprüche an mich da anschaue, bekomme ich Kopfschmerzen. Ich schaue auf ein riesiges Knäuel, die Enden sind versteckt, das Knäuel verstellt mir den Blick. Also gut: Kopfschmerzen und erst mal ein loses Ende ausfindig machen.
Ich will perfekt sein. Das ist klar, aber auch abgegessen. Perfektion ist ausgeschlossen, wer perfekt sein will zerfranzt sich in seinen Ansprüchen an sich selbst. Klar soweit, aber wenn ich den Wollball anschaue, dann steht da doch schon wieder Perfektion drauf. Ich bin von mir selbst genervt (nicht hilfreich!) und wische den Begriff beiseite, suche weiter nach einem Ende. Ich will eine gute Mutter sein, was will ich da? Für sie da sein, wenn sie mich braucht. Unaufdringlich. Was ist mit meinen Bedürfnissen? Irgendwie sollen die in den Hintergrund, aber ich kann mich in der Beziehung ja nicht unterdrücken, das geht wahrscheinlich nicht gut, das Unterdrückte bleibt wohl trotzdem anwesend. Meine Bedürfnisse: ich will das Band nicht loslassen. Ich bin ambivalent, ich finde es toll, dass sie auf eigenen Füssen steht, ihr Leben in die Hand nimmt, von mir endlich völlig unabhängig ist. Es gibt aber auch einen Teil in mir, der sich entmachtet fühlt. Meine zunächst schützende, mütterliche Hand ist mit einem endgültigen Plopp aus ihrer Lebenshülle entfernt worden. Die Beziehung bleibt die Gleiche, ich bleibe Mutter, will gar nicht Freundin sein, inhaltlich gibt es die Veränderung. Das mütterliche Band, das Nährende, das Schützende, das jahrzehntelang wie eine verlängerte Nabelschnur gewirkt hat, ist durchschnitten. Es hat mein Leben ausgemacht, mein Sein geprägt. Jetzt muss ich mich dringend davon verabschieden. Meine Hand reicht nicht mehr in fremdes Leben hinein, meine allmächtigen Flügel sind gestutzt, ich kann und muss mich nur noch um mich selbst kümmern. Dieses Zurückgeworfen sein auf mich selbst ist schmerzlich, weil es wenig ist. Mein eigenes Sein war mir lange Zeit nicht so wichtig wie Ihres. Nun bin ich auf dieses kleine Leben reduziert. Ich will es mir wieder groß machen. Es gibt das Sprichwort: der Wunsch ist der Vater des Gedanken. Hier zeigt sich mein Problem: ich bin bei Wünschen und Gedanken, wo ich nicht hinkomme sind die Gefühle und da ist das Knäuel. Meine Gedanken können mit dem Leben mithalten, ich bin meistens bereit Veränderungen wahrzunehmen und meine Schlüsse daraus zu ziehen. Das Andere, meine Seele, mein Bauch, mein Herz, wo immer ich das ansiedeln will, meine Gefühle, sind so träge, das hinkt so hinterher, einbeinig auf einer Krücke. Immer wieder muss ich diese traurige Einbeinige einsammeln, trösten und mitnehmen. Sie muss beachtet werden, anders komme ich keinen Schritt voran, aber sie humpelt leise und unauffällig am Straßenrand, sie ruft nicht mal Hallo, oder so. Immer wieder übersehe ich sie, brause mit meinem hochnäsigen Gedanken-Porsche laut an ihr vorbei, doch die tollste Hirnakrobatik hilft mir nichts, ich muss doch zurück und sie einsammeln. Und jedes Mal von Neuem, muss ich sie einsammeln. Immer wieder zurück zu meiner Traurigkeit, den Verlust spüren: ich bin nicht mehr mächtig, ich bin nicht mehr wichtig. Alle Beziehung, die wir jetzt haben ist ohne Geschichte. Es ist gar nicht die große Angst das Kind zu verlieren. Ich glaube fest daran, dass wir eine schöne, freundliche, freudvolle Beziehung zueinander aufbauen können oder schon haben. Aber ich muss mich halt von dieser alten Allmachtsphantasie verabschieden und das immer wieder, Bröckchen für Bröckchen. Also lege ich den Rückwärtsgang ein, hole sie ab, doch sie fährt nur einige Meter mit mir, legt einen kleinen Brocken auf das Armaturenbrett und verlässt meinen Hirn-Porsche ohne dass ich es merke. Wie oft muss ich noch rückwärts, wie kann ich sie überreden, dass sie da bleibt, die einbeinige, traurige Alte?
Das ist das Knäuel, jetzt sind wenigstens meine Kopfschmerzen weg, aber ich frage mich, wie viele Kapitel über das Muttertier ich wohl noch schreiben muss, bis das Knäuel mir nicht mehr den Blick versperrt?

Doch, doch, natürlich, eine Beziehung mit Geschichte, mit der Geschichte von einer Nabelschnur, die aber schon durchgeschnitten ist. Eine Herkunft, in Liebe verbunden, aber keine Schuld und keine Macht, sondern freiwillige Entscheidung für die Verbindung. So ungefähr könnte es hinter dem Knäuel aussehen, stelle ich mir vor. Schön wär das. Aber ich muss mich wohl erst mit der flüchtigen Alten anfreunden, bevor ich den freien Blick auf meine erwachsene Tochter bekomme. Ich scharre schon wieder mit den Hufen, …ruhig Brauner…, Geduld ist erste Bürgerpflicht. Immer wieder sage ich mir: sei geduldig und großzügig mit dir selbst. Jetzt auch.

Montag, 2. November 2015

Der rote Mond Sie kommt zurück

Sie kommt zurück! Vier Monate war sie weg, vor einigen Tagen hatten sie mal wieder telefoniert, da hat ihre Mutter ihr gesagt, dass sie zurück kommt. Erika hat das überhaupt nicht verstanden. Sie hatte ihre Mutter einige Male in Köln besucht. Schon beim ersten Besuch war auffällig, wie gut es ihrer Mutter dort geht, sie sah so gut und zufrieden aus. Damals war Muttertag und auf dem Tisch stand ein riesiger Strauß Baccara Rosen, vom  Vater natürlich, Fleurop. Erika hat sich sehr abfällig über ihren Vater und sein Bemühen geäußert, ihre Mutter hat nichts dazu gesagt. Nach kurzer Zeit hatte ihre Mutter sogar Arbeit in ihrem alten Beruf. Erika war ganz schön stolz auf sie und obwohl sie ihr zu Hause so sehr fehlte, hat sie sich über ihre Entwicklung gefreut.
„Warum willst wiederkommen, es geht dir doch gut dort?“ Erika war fassungslos über die Entscheidung ihrer Mutter. „Vater hat versprochen, dass er sich ändert.“ Erika hat noch nie erlebt, dass er irgendwas ändert, so gesehen ist er verlässlich, immer die gleiche Scheisse. „Und du glaubst ihm das?“ Erika wundert sich sehr über ihre Mutter, die weiß doch eigentlich noch mehr über ihn. „Ja, ich glaube ihm!“ Na dann mach mal, denkt Erika. „Tja, Mutter, dann komm nach Hause, ich freue mich.“ Wenige Tage später ist die Mutter wieder da. Erika freut sich sehr, ihre Mutter hat ihr schmerzlich gefehlt. Das Abiturjahr fängt bald an und es ist schon gut, wenn alles wieder beim Alten ist. Die Mutter ist nachmittags angekommen, abends, der Vater ist schon schlafen gegangen, dreht Erika in ihrem Zimmer die Musik auf und macht sich fertig zum Ausgehen. Die Mutter kommt rein: „Mach die Musik leise, Vater schläft. Wo willst du denn jetzt noch hin?“ Fragt sie, als sie sieht, dass Erika sich die Schuhe anzieht. „Mutter! Misch dich nicht ein! Was willst du jetzt? Wir sind hier gut klargekommen und ich gehe jetzt in die Kneipe.“ Erst jetzt merkt Erika, was in den letzten Monaten alles passiert ist. Sie hat sich abgenabelt von ihrer Mutter, vielleicht nicht vollständig, aber doch soweit, dass sie ihrer Mutter jetzt diese Antwort hinschmiert, sie zur Seite schiebt und einfach aus dem Haus geht.
Auf dem Weg in die Kneipe wundert sie sich. Da scheint soviel passiert zu sein, in ihr… und sie hat das nicht gemerkt. In der Kneipe holt sie sich ein Bier und ist zum ersten Mal froh, dass sie alleine sitzt. Sie muss nachdenken, sie muss diese Veränderung nachvollziehen. Sie war von der Unabhängigkeit der Reaktion ihrer Mutter gegenüber völlig überrascht. Sie war doch immer so liebevoll, so harmoniebedacht. Ja, Erika hat sich an ihrer Mutter immer so festgehalten und damit ihrer Mutter auch Halt gegeben. Anscheinend kann Erika jetzt besser alleine stehen. Aber eigentlich ist es doch unnötig ihre Mutter gleich am ersten Abend so zurückzuweisen…sind da doch auch Rachegefühle, weil sie sie so alleine gelassen hat? Und mit diesem Suizidversuch wollte ihre Mutter sie ja auch allein lassen… das fällt ihr gerade zum ersten Mal auf… das ist doch eigentlich ganz schön egoistisch.
Ihr Thomas kommt zur Tür rein, noch einige Freunde im Schlepptau. Sie holen an der Theke einen Stiefel Altbier und kommen zu Erika an den Tisch. Eigentlich ist das so sehr nach Erikas Geschmack, Thomas weiß schon genau, was Erika sich von ihm wünscht. Sie fühlt sich zugehörig, alle kommen zu ihr, die ganze Kneipe sieht das, dass fünf gutaussehende Jungs zu IHR an den Tisch gehen. Stiefel trinken ist darauf ausgelegt ganz schnell betrunken zu werden. Wer den vorletzten Schluck trinkt, muss den nächsten Stiefel bezahlen. Außerdem ist es ziemlich lustig, weil man sich gerne mal dabei mit Bier besudelt. Normalerweise wäre diese Situation also ein Fest für Erika. Die Zugehörigkeit zu diesen coolen Typen, die alle schon studieren. Als einziges Mädchen mit am Tisch sitzen, keine weibliche Konkurrenz, sie kann sich probieren und auch mal ein bisschen mit den Augen plinkern, was sie sich sonst selten traut. Alle saufen wie die Löcher, das macht sie ja auch gerne. Aber sie muss ihre Gedanken verstauen, an einer Stelle wo sie sie bald wiederfinden kann. Sie mag sich davon im Moment nicht lösen. Das erschien ihr gerade so wichtig, so erhellend, sie war mittendrin, jetzt muss sie umschalten auf sinnloses Gequatsche, Gejohle und Gekicher. Am liebsten würde sie sagen: „setzt euch woanders hin, ich muss noch ein bisschen allein sein und nachdenken, ich komme gleich zu euch.“ Aber das macht sie nicht, sie meint, sie müsse Thomas` Offerte mit offenen Armen empfangen, sonst würde sie ihm nicht gerecht. Sowas in der Art. Sie hat keine Zeit das jetzt genau auseinander zu klamüsern. Wenn Thomas so sehr ihre Sehnsüchte erfüllt, dann muss sie da sofort und unbedingt drauf einsteigen.

Aber diese Gedanken waren so ungewohnt und spannend. Rache war noch nie Thema, ihrer Mutter gegenüber und egoistisch…? Ihre Mutter ist doch Altruismus pur. Das muss in eine Schublade, die jederzeit wieder aufgeht, aber schnell jetzt, sie hat ja schon den Stiefel in der Hand, seeliges Vergessen ist angesagt.

Sonntag, 25. Oktober 2015

Der rote Mond Vater und Tochter


Das ist eine komische Zeit, danach. Erika ist hauptsächlich damit beschäftigt aufrecht zu bleiben. Die Situation in der Schule, zum Beispiel, ist schwierig. Erika verschläft ständig, ihre Mutter hatte eben immer dafür gesorgt, dass sie aufsteht. Ihr Klassenlehrer ist großzügig und mitfühlend, warum weiß er davon? Erika hat Nachwehen von ihrer Krankheit, sie kann sich nicht konzentrieren, sie stottert ein bisschen.
 Einmal will sie zu einer Fete nach Göttingen, übers Wochenende. Sie fragt ihren Vater um Erlaubnis, er sagt nein. Jetzt muss sie ja dableiben, danach fragt sie ihn nie wieder. Sie macht einfach, was sie will, das ist das Übliche: manchmal wegfahren, viel ausgehen und so. Manchmal kauft sie ein, oder macht Essen für sich und ihren Vater. Das sind seltene Momente, wenn sie mit ihrem Vater zusammen sitzt, sie sich unterhalten, richtig freundlich, eigentlich zauberhaft. Da sind Chancen, aber Erika nimmt sie nicht auf. Ihr Vater ist abhängig von ihr, er ist sich dessen bewusst, deswegen ist er freundlich, Erika kapiert das nicht, sie weiß schon von seiner Abhängigkeit, fühlt ihre Macht, aber die Chance, die das birgt, kann sie nicht sehen. Fürsorglich ist sie nicht, das sind nur seltene Anfälle bei ihr. Sie lässt ihren Vater am langen Arm verhungern. Otto kommt oft. Er kümmert sich, sonst hätte man den Vater wohl irgendwann als vertrocknete Mumie in seinem Büro aufgefunden. Abends ist sie selten zu Hause, der Vater geht früh schlafen, Erika aus Prinzip nicht. Ihr Vater hat Albträume, er schläft im Zimmer neben ihr. Sie hört ihn laut schreien: „Ich sehe dich, du Dieb! Raus aus meinem Haus, ich habe eine Waffe…“ Erika läuft zu ihrem Vater ins Zimmer. Er liegt zitternd im Bett, mit geschlossenen Augen, heftig am ganzen Körper vor Angst schlotternd schreit er immer noch den Dieb an. Jetzt ist Erika voller Mitgefühl, sie fasst seine Hand und redet beruhigend auf ihn ein. Ihr Vater wird davon nicht wach, aber sein Traum verändert sich offensichtlich, sein Schimpfen wird leiser, das Schlottern weniger. Erika streichelt weiter seine Hand und redet beruhigenden Blödsinn. Ihr Vater brummt noch einige Male, dann dreht er sich um, seufzt und schläft ruhig weiter. Erika geht zurück in ihr Zimmer und wundert sich über ihre Macht. Nein, es ist nicht die Macht, über die sie sich wundert, die Macht ist ihr klar. Sie war so mitfühlend und sie konnte ihren Vater eben lieb haben, das ist das Verwunderliche, aber sowas will sie nicht spüren, sie schließt das ein, in eine kleine Schublade, den Schlüssel schmeißt sie ins Klo.
Bald sind Sommerferien. Erika und Fatma wollen zusammen nach Frankreich. Einfach los, mit dem Daumen im Wind. Erika plant das, sie war im letzten Sommer mit ihrem Cousin so unterwegs, das ging ganz gut, jetzt soll es mit Fatma sein, das wird super. Sie fahren zusammen nach Hannover, Fatma braucht einige Sachen für so eine Reise. Erika ist die richtige Spezialistin dafür: sie kann gut klauen, macht es schon lange, ist noch nie erwischt worden und fühlt sich großartig mit dieser Fähigkeit. Als erstes trägt Erika einen großen Rucksack aus einem Geschäft. In den folgenden Läden steckt Erika Isomatte, Schlafsack und andere nützliche Gegenstände ein. Vor dem Laden wird alles in den Rucksack umgefüllt , den Fatma geschultert hat und ab geht es in das nächste Kaufhaus. Fatma trägt den Rucksack wie ein Ackergaul durch Hannovers Innenstadt, sie macht dazu die entsprechenden Geräusche, bläst die Wangen auf und lässt ihre Lippen aufeinander flattern. Erika könnte sich wegschmeißen. Fatma überrascht sie oft mit ihrem Witz, eigentlich meint Erika, dass sie für alles Witzige zuständig ist. Aber das ist natürlich Unsinn. Hier findet sich eine weitere Besonderheit ihrer Freundschaft: die Rollen sind nicht so fest fixiert. Als letztes, die Kür sozusagen, kommen noch einige hübsche Sommersachen in den Sack und dann fahren sie wieder nach Hause. Die beiden sitzen aufgekratzt in dem Zug und reden über den bevorstehenden Urlaub. Sie sind beide schon 18, wer soll ihnen noch was verbieten. Ein Meilenstein, Fatmas Ausrüstung, ist abgearbeitet, sie haben kein Geld ausgegeben, abgesehen vom Fahrpreis für den Bummelzug. Sie fühlen sich großartig und kichern die ganze Fahrt über.

Wenige Tage später ist es soweit, sie wollen los. Fatma ist nicht rechtzeitig da, das ist ärgerlich, aber typisch, Verabredungen mit Fatma sind… sagen wir… flexibel! Erika wischt den aufkommenden Ärger beiseite und geht eben rüber zu Fatma. Sie findet Fatma noch im Bett. Sie sieht schlecht aus. „Papa hat  gestern Abend auf mich eingeschlagen, mit einem Schuh hat er mich verprügelt. Erika! Ich habe Blut gespuckt!“ Jetzt sieht Erika die Blutflecken auf Fatmas Bettdecke. Ihr Ärger über Fatmas Unpünktlichkeit weicht unbändigem Hass auf Fatmas Vater. Wie kann ein Mann sowas seiner eigenen Tochter antun?! Eigentlich möchte Erika Fatma überreden trotzdem mit ihr loszufahren. Erika hat sich sosehr auf die Fahrt gefreut. Die Enttäuschung, die sie jetzt empfindet ist riesig und die Vorstellung, die Ferien zu Hause zu verbringen, ist trostlos. Aber sie schiebt ihre Gefühle beiseite, ihre Freundin braucht sie jetzt. Der Rest ist nicht wichtig

Samstag, 17. Oktober 2015

Der rote Mond Persistierende Einsamkeit


 Erika hatte doch so erfolgreich gebastelt: aus ihrer kleinen Schaukel über dem Abgrund ist ein gut geflochtenes Netz geworden. Es sieht so aus, als könne sie waghalsige Sprünge machen, so wie Artisten am Ende ihres Hochseilakts, wenn sie zum letzten Sprung in das Netz ausholen. Doch ab und an passiert noch das Andere. Wenn sie allein ist, mit sich nichts anfangen kann, Stille kommt erschwerend dazu: dann schmiert sie ab. Der alte, erschreckende Köpper ist immer noch da. Da scheint es kein Entrinnen zu geben. Ihr Leben ist so laut, sie hat Freunde, viele Freunde, sie hat Fatma, die ihr soviel Halt gibt, sie hat eine große Familie- naja, die sind doch meistens nicht da, auch wenn sie körperlich anwesend sind. Sie rennt in Kneipen, ist bei jeder Feier dabei, auch wenn sie nicht eingeladen ist und doch ist das immer noch möglich.
Sie kommt langsam ins Rutschen, dann tut sich der Abgrund auf: es ist eine glatte Fläche, steil bergab, keine Unebenheit, sie möchte um Hilfe schreien, aber sie hat einen trockenen Keks im Mund, an den Krümeln wird sie ersticken, wenn sie ruft. Sie gleitet ohnmächtig in den Abgrund. Sie kommt an in einem dunklen Raum. Sie steht da, gefangen und bewegungsunfähig, sie kann keine Wände oder Grenzen ausmachen, sie kann gar nichts machen. Da ist nur Schrecken. Sie würde gerne fliehen, aber sie kann sich nicht rühren, sie ist ohnmächtig vor Erschrecken, dass sie hier wieder gelandet ist.


In diesem Zustand kann sie keinen Kontakt aufnehmen. Am ehesten noch zur Welt. Wenn es ein verhangener Herbsttag ist, die Wolken so tief hängen, dass sie fast den Boden berühren, wenn die Feuchtigkeit steht, wie ein kalter Umhang, ruhig, als würde alles immer so bleiben, dann kann sie sich mit der Welt zusammen fühlen. Wenn es aber ein klarer Tag ist, wohlmöglich keine Wolke am Himmel, stahlblau, weit weg und endlos, dann fühlt sie sich so verloren. Sie geht verloren in der Weite. Überall geht sie verloren, auch in ihren Träumen, auch in den Märchen aus ihrer Kindheit. Der Held zieht aus ans Ende der Welt. Was ist am Ende der Welt? Sie kippt runter ins Nichts. Ist sie da nicht gerade? Ist das wirklich ein dunkler Raum, ohne Wände, oder ist sie in diesem undefinierten Nichts gelandet, ein blinder weißer Zustand. Kontakt ist unmöglich, das Telefon hat keine Funktion. Sie kann auch nicht zu Fatma rübergehen, das ist unvorstellbar in diesem Dasein, sie kann sich nicht vermitteln, sie ist bloß und nackt, so kann sie nicht aus dem Haus, das ihr keine Sicherheit gibt, sondern Teil des Abgrunds ist. Was geht ist fernsehen. Laute Ablenkung kann helfen. Aber wenn das Programm nichts hergibt und sie in ihrer Not „Robi, Tobi und das Fliwatüt“ schaut, dann wird nach 20 Minuten alles noch schlimmer. Wie auch immer, wenn sie den Fernseher ausstellt ist sie immer noch dort. Es ist nur entsetzlich, sie kann sich da nicht einrichten. Sie kann nicht erkennen, dass der Abgrund ein großer Teil von ihr ist. Sie fühlt sich zwar nicht fremd hier, aber es bleibt unwillkommen und Flucht ist der einzige Impuls, aber leider nicht möglich. Inzwischen ist ihr Denken ihrem Fühlen hier runter nachgefolgt. Damit sind Handlungsansätze verfügbar. Sie geht ins Bad und sucht sich eine Rasierklinge von ihrem Vater. Ängstlich und zögernd versenkt sie die Klinge in ihrer Haut am linken Handgelenk. Es brennt, das ist aber nicht das Einzige, was sie hindert weiter zu schneiden. Sie ist feige, sie ist ängstlich. Sie erinnert sich, wie sie als Kind zur Küchenschublade gegangen ist. In der offenen Lade betrachtete sie die großen Messer. Sie überlegte, welches Messer sie sich in das Herz rammen würde. Das Bild war ihre trauernde, reuige Familie rund um ihr Grab. Sie wollte ihre Liebe sehen. Sie wollte sehen, dass sie wichtig ist. Ist das jetzt anders? Sie würde ihrer Verlorenheit gerne Ausdruck geben. Aber sie ist gar nicht definitiv Lebensmüde, sie will immer noch eigentlich nur sehen, dass sie wichtig ist. Wenn sie jetzt richtig schneidet, was sie sich wahrscheinlich gar nicht traut, das ganze Gedöns, das könnte auch peinlich enden. Also bleibt es bei dem kleinen Schnittchen, zwei Tropfen Blut fallen ins Waschbecken, die bewundert sie eine Weile, dann sucht sie sich ein Pflaster. Musik könnte helfen. Das Gezupfe von Andreas Vollenweider, das legt sie jetzt auf. Die Musik passt und passt nicht. Da hört sie soviel Lebensfreude, soviel Anteil an der schönen Welt. Sie steht hier in dem vertrauten Wohnzimmer, jetzt kann sie ein paar Tränchen rausdrücken, aber das ist auch nicht das Richtige. Das Gefühl ist nicht zu beweinen und es gibt auch keinen Trost. Das Schlimme ist, dass alles sich ganz schlimm anfühlt, aber irgendwie so unklar ist. Deswegen kann ihr ihr Verstand auch so wenig helfen. Hach…schwierig. Was bleibt? Sie geht aus dem Haus, spazieren. Hoffentlich sind nicht allzu viele Menschen unterwegs, sie ist immer noch nicht bereit für Begegnungen. Aber wie so oft braucht sie ein bisschen Bewegung um ihr Gemüt zu beruhigen. Den Boden unter den Füssen bei jedem Schritt wahrnehmen, die Luft spüren, die Welt hören. Sie ist da, sie spürt ihre Fingernägel in ihren Handflächen, sie spürt die Frische der Welt, sie sieht wie die Wolken orange werden. Der Abend…, bis zu ihrem Lebensabend ist wohl noch lang. Sie geht jetzt einfach mal und bestaunt die so bekannte Welt und vielleicht sieht sie sogar was Neues und vielleicht kann sie nachher, wenn sie zurückkommt, noch bei Fatma reinschauen.