Samstag, 31. Januar 2015

IG Farben IQ Punx

Bionda hat mit Roth ausgemacht, dass sie zusammen studieren gehen. Germanistik und Soziologie. Das ist gut, da braucht man kein Latein. Latein, allein das Wort hört sich anstrengend an. Gleich wollen sie los, nun steht Bionda vor dem Spiegel und probiert ihr Studie-Outfit. Sie weiß gar nicht genau, wie sie als Studie aussehen will. Wohl ein bisschen unauffälliger als sonst, aber bloß nicht zu angepasst, die anderen Tussen sollen nicht denken, dass sie Angst vor ihnen hat. Eigentlich war das eine blöde Idee, Studieren. Sie traut sich das gar nicht zu, das Abi ist schon so lange her und sie weiß auch gar nicht mehr, wie sie das geschafft hat. Naja, tröstet sie sich, sie macht einfach ein hochmütiges Gesicht und sagt nichts, dann wird sie schon nicht auffallen. Jetzt klingelt es, Roth, sie sieht aus wie immer, diese grüne, türkische Pluderhose mit dem Blümchenmuster hat sie oft an. So oft, dass Bionda immer hofft, dass sie bald kaputt ist. Die sieht echt so Scheiße aus. Das Grün aus Roths Haaren ist weitgehend rausgewaschen, schimmert nur noch ein bisschen in dem Blond. Roth ist kräftig gebaut und verhält sich so burschikos, dass Bionda oft gefragt wird, ob ihre Freundin eine Lesbe ist. Meistens sieht ihr Gesicht streng und zurückweisend aus, aber wenn sie einfach nur lächelt wirkt sie mädchenhaft. Dann ist sie hübsch, aber sie tut immer so, als wenn sie das gar nicht interessiert.
Jetzt ist es Zeit, also laufen sie die wenigen Straßen zur germanistischen Fakultät. Auf dem Weg unterhalten sie sich über Alltägliches, so, als wären sie nicht aufgeregt. Sicherheitshalber haben sie alle Kurse zusammen belegt, im nächsten Semester können sie sich ja trennen.
In dem Seminar ist alles gar nicht mehr so beängstigend, wie Bionda es sich vorher vorgestellt hat. Die Mädels, es sind fast alles Mädels, sehen völlig normal aus, jedenfalls nicht herausragend intelligent. Vielleicht kann Bionda ja doch mithalten. Aber das Thema..hmm..war das eine gute Idee? „Migrationstexte- eine fünfte deutsche Literatur?“ Die vorliegenden Texte erscheinen Bionda so flach und banal, sind sie das oder versteht Bionda mal wieder nur die Hälfte. Da fand sie „Abschied von den Eltern“ von Peter Weiß schon interessanter, das mussten sie zur Vorbereitung auf ein Pflichtseminar, „Analytische Literaturwissenschaft“, lesen. Naja, ihre Eltern sind noch recht jung, aber trotzdem war die Geschichte ganz spannend.
 „Was bedeutet Gruppe 47?“ Bionda schreckt aus ihren Gedanken auf. Die Frage kam von Roth. Ist das peinlich!!! Der Dozent hatte gerade die Migrationsliteratur mit der Nachkriegsliteratur verglichen und deswegen die Gruppe 47 erwähnt. Roth kennt die nicht, also, kann ja mal passieren, aber da hält man doch den Mund! Bionda versucht sich neben Roth wegzuzaubern. Der Dozent reagiert ganz neutral und gibt in wenigen Sätzen einen guten Überblick, wer alles zur Gruppe gehört hat und was sie ausmacht. So profitiert auch Bionda, sie wusste nur Gruppe 47= Max von der Grün. Trotzdem plant sie im nächsten Semester ihre Kurse alleine zu belegen, Roth ist mit ihrer Offenheit einfach zu peinlich.

Auf dem Heimweg stellt Bionda sich vor, sich vom Dozenten flachlegen zu lassen. Sie würde sein Schlafzimmer ganz gerne mal sehen. Er könnte sie ausführen, zum Essen, Konzerte, er könnte mit seiner coolen, jungen Punk-Frau angeben, das wär doch nett….so einer, der sein Leben ganz im Griff hat, so ein bisschen Luxus… Zuhause sind Violet und Blues beim Frühstück. Bionda ist ein bisschen neidisch. Ausschlafen, lange frühstücken und dann direkt in die Abendgestaltung übergehen, das mag sie auch gern. Allerdings, sie macht jetzt was, sie studiert jetzt. Ja. Das ist schon richtig. Sie legt sich im Wohnzimmer auf die Couch und stellt sich vor, wie sie, die tolle Punk-Dozentin, von ihren Studentinnen angehimmelt wird, „Fancines- eine sechste deutsche Literatur, die verborgene Lyrik in Punk-Texten.“  Schwachsinn! Das ganze Gelaber um Punk. Sie sind keine Punx! Blues noch am ehesten, aber auch nicht wirklich. Sie ziehen sich gerne so an: Leggins mit Springerstiefeln und Lederjacke, sieht halt cool aus. Und die Haare schön krass tönen, das wars aber auch schon. Deswegen hält sie die ganze Welt für Punx, außer den Punx natürlich, die wissen dass sie nicht dazu gehören. Das ist eigentlich nur Mode, aber echter Punk ist eine Lebenseinstellung. Außerdem sind sich alle vier einig, die tollste Musik zur Zeit kommt von Joe Jackson. „Stepping out“, da können sie alle richtig abgehen, wie fröhlich der vom Schritt aus dem Leben singt! Das ist der Hammer! Bionda weiß gar nicht, was für eine Musikrichtung das ist, aber bestimmt kein Punk. Wie auch immer, sie macht was, sie macht was aus sich. Nicht mehr einfach in den Tag rein leben. Weniger Alkohol. Ja, genau, weniger Alkohol. Bevor Roth in die Bibliothek gegangen ist, hatten sie über ihren Alkoholkonsum gesprochen, Roth hatte gesagt, dass sie sich seit ihrem 13. Lebensjahr an keinen Tag erinnern kann, an dem sie keinen Alkohol getrunken hat. Bionda war geschockt und hat Roth empfohlen mal eine Woche Alk-frei zu machen um zu schauen, wie es ihr ohne Alkohol geht. Puh, neun Jahre durchgehend besoffen, oder wie soll sie Roth da verstehen. Sie macht sich bereit ihrer Freundin zur Seite zu stehen. Aber eigentlich kennt sie sich da gar nicht aus, oder? Einmal hat sie einen mitgekriegt, bei einer Party, da war der Alk alle, der Typ ist auf allen vieren rumgekrabbelt und hat gewinselt, dass ihm einer was zu trinken besorgen soll. Könnte Roth so abgehen? Doch hoffentlich nicht

Freitag, 23. Januar 2015

IG Farben Wiener Wahn


Oh, weia. Violet ist total kaputt! Sie wälzt sich in ihrem Bett hin und her, kann aber nicht schlafen. Sie ist völlig erschöpft, aber irgendwie geht Schlaf jetzt nicht. Gestern hat sie sich bei der Jobbörse die Arbeit besorgt. Vorsorglich ist sie nach den Feierabend-Bieren, schon nach Kneipenschluss, nach Hause gegangen. Sie ist es nicht gewöhnt so früh und so nüchtern zu schlafen, also lag sie noch lange wach. Der Wecker war der Hammer, dann die Wurstfabrik, sie war da schon einige Male. In zu großen Gummistiefeln und den fleckigen weißlichen Klamotten arbeitete sie heute an der großen Theke und sollte acht Tonnen Wienerle verpacken. Sie wird wieder wochenlang keine Wurst essen können. Na gut, dafür hat sie jetzt 58,80DM auf ihrem Tischchen liegen. In der Pause stand sie am Personaleingang und hat geraucht, leider war da kein Sitzplatz. Sie hätte spazieren gehen sollen, aber das war in dem Outfit natürlich auch unmöglich. Ihr Vorarbeiter hat mit ihr Pause gemacht, die ganze Zeit zu dicht neben ihr gestanden und sie vollgequatscht. Graubraunes Gesicht, faltig, schon von den Knochen gefallen. Die Finger der rechten Hand vom Nikotin braun verfärbt, gelbliche Haare, mit Pomade nach hinten gekämmt. Nach jedem Satz musste er Husten, Violet hörte den Schleim in der Lunge träge brodeln. Unauffällig versuchte sie abzurücken, aber der Vorarbeiter rückte immer wieder nach. So ersehnte sie das Ende der Pause, die restlichen Tonnen Wienerle waren aber kein Trost. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr Zeit sich dehnen kann, egal, jetzt ist sie hier in ihrem Bett. Sie musste erstmal ewig duschen, eigentlich unmöglich, sie hat doch eine halbe Flasche Duschgel über sich ausgeschüttet, aber sie stinkt immer noch nach Wiener Würstchen. Gleich steht sie sowieso auf, sie wird Bionda fragen, wie sie riecht.
Ja. Eigentlich müsste sie gleich aufstehen. Es ist VZ Plenum, da müsste sie hin, würde sie normalerweise hin wollen. Das VZ! Wenn die Szenekneipe ihr Wohnzimmer ist, dann ist das VZ-Cafe ihr Salon. Die Ladenschlusszeiten in diesem lustigen Bundesland machen einiges vom Ruhm des VZ aus. Alle Kneipen schließen um 24:00 Uhr, an Samstagen um eins. Kein Mensch will um die Zeit nach Hause, also ziehen alle weiter ins VZ, wenn es offen hat. Bionda hat das organisiert, sie machen donnerstags „Mädelstheke“. Freitags sind die Rocker da, das sind die eigentlichen Chefs vom VZ-Cafe, sonntags Jazzer, jeden 2. Dienstag Schwule, und nun also, seit einiger Zeit, donnerstags die Mädels. Die Mädels sind aber eigentlich eine Mangelerscheinung: die Rocker, die Jazzer organisieren Bandauftritte, oder Jazz-Sessions, die Schwulen feiern sich, die Mädels sind nur nächtliche Abfüllstation. Manchmal versuchten sie ihre Theke aufzubrezeln, mit belegten Brötchen, oder so, sie kennen halt keine Bands, aber das waren klägliche Versuche, die sie ganz schnell wieder aufgegeben haben. Alle Leute, die Theke machen und noch einige andere, kommen zum Plenum, einmal in der Woche. Da werden dann die Notwendigkeiten, die Lage, die Finanzen besprochen. Das sind fast alles nette Jungs, Bionda hat seit längerer Zeit was mit dem Wortführer und meint der Jörg hätte ein Auge auf Violet geworfen. Der Jörg ist so ein Intellektueller, der Geologie studiert und in tollen ganzen Sätzen redet. Er gehört zu den Freitags-Rockern, die studieren wohl alle und haben jedes Mal eine Band, die um eins das kleine Podest zur Bühne macht. Violet fühlt sich in seiner Gegenwart dumpf und unkreativ. Normalerweise fühlt sie sich wohl mit sich selbst, meistens zumindest. Sie weiß, dass sie gut aussieht, ok, der Bauch könnte flacher sein, mit dem Essen kämpft sie, aber der Kampf ist nicht verloren. Sie ist schmal und hochgewachsen, die Punk-Mode passt gut zu ihr. Fast immer trägt sie ihre glänzende, schwarze Kunstlederhose. Mit den pinken Haaren, den dunkel geschminkten Augen und ihrer überaus weißen Haut, sieht sie aus wie Schneewittchen mit falschen Vorzeichen. Die Leute sagen, sie hat was feenhaftes, ätherisches, sie selbst findet ihr fehlt etwas Bodenhaftung. Oft gleitet sie fünf Zentimeter über dem Boden dahin, aber immer wieder haut es sie aus den Latschen. Dann geht es ab in den Keller, da bleibt sie ewig hängen. Dort hadert sie, denkt nach, verlässt kaum ihr Bett, geschweige denn ihr Zimmer, kommt trotzdem nicht drauf, was sie wieder so runtergehauen hat und wie sie wieder hoch kommt. Deswegen zögert sie auch oft mit den Drogen, die die Mädels ständig einschmeißen, sie hat öfter mal einen Horrortrip oder Paranoia.

Kürzlich, mitten in der Nacht im VZ, kam Roth mit einer Handvoll Psilos, Psilocybin Pilze, schon daran naschend, zu Violet. Sie hatte sie gerade von einem Bekannten geschenkt gekriegt. Roth wollte Violet eine Freude machen und hat sie schwesterlich mit ihr geteilt. Violet freute sich auch, anfänglich, aber es dauerte gar nicht lange, da veränderte sich die Welt. Gut klar, darauf wollten sie ja auch hinaus, aber die Welt veränderte sich aufs Unangenehmste. Die Gesichter der Umstehenden verwandelten sich in höhnische Fratzen, die Musik veränderte sich zu einem bedrohlichen Stakkato, das Stimmengewirr wurde zu einem befremdlichen Rauschen. Violet versuchte sich davon nicht beeindrucken zu lassen, dann entdeckte sie an der Wand einen riesigen Büffelschatten, der sie niedertrampeln wollte. Zügig machte sie sich davon. Sie wusste gerade noch wo sie war und hatte noch einen kleinen Rest Vertrauen in sich selbst, dass sie den Heimweg finden würde. Sie muss nur vom Hof, um die Ecke, die eine Straße ganz hinunter, dann noch einmal rechts. Aber als sie zur Tür hinaus ist, bekommt sie eine Gänsehaut auf dem Rücken, es verfolgt sie jemand. Jetzt bloß nicht umdrehen, sonst erstarrt sie. Sie möchte rennen, aber sie ist total unfit und wenn es merkt, dass sie Angst hat, wird es noch bedrohlicher. Bei der Rechtsdrehung, als sie auf die Straße einbiegt, schielt sie unauffällig nach hinten. Da ist nichts, ffuuhh. Aber die Straße ist nicht mehr zu erkennen. Jaja, da links ist die Tanke, das gehört so, aber sonst hat die Straße sich völlig verändert. Das ist nicht mehr ihr Viertel, ihre Stadt. Die Pilze haben sie aus ihrem Leben herausgepofft in eine fremde Welt. Sie findet sich überhaupt nicht mehr zurecht. Soll sie zurückgehen, das ist nah, aber nur bei dem Gedanken stellen sich ihre Nackenhaare auf. Also, Konzentration! Sie erkennt nichts, aber sie konzentriert sich darauf: nur gerade aus laufen! Diese Angst ist schlimmer, als die Bedrohung vorhin. Jetzt geht sie verloren in der Welt, sie findet ihr Leben nicht mehr wieder. Gerade aus laufen! Der kurze Weg dehnt sich stundenlang aus, da ist nichts mehr bedrohlich, aber auch nichts mehr vertraut. Gerade aus laufen. Sie kann nichts machen, es gibt keinen Anker, keinen Pflock, nichts, wo sie anbändeln könnte. Sie steht vor einer Tür und der Schlüssel passt, die Tür geht auf, es ist ihr zu Hause. Da ist Erleichterung, sie könnte eigentlich stolz auf sich sein, dass sie das geschafft hat, aber so wie sie eben auf der Straße verloren war, geht sie jetzt in sich selbst verloren. Sie duscht um das Wasser auf der Haut zu spüren, so kann sie die Grenze zwischen sich und der Welt wahrnehmen. Aber da kommt lauwarmes Blut aus dem Duschkopf. Sie nimmt reißaus, schmiert das Blut in ein Handtuch und springt ins Bett. Die Decke über dem Kopf bleibt sie liegen. Sie weiß, sie muss nur warten, bis die Pilze ihre Wirkung aufgeben. Solange liegt sie unter der Decke und wartet.

Freitag, 16. Januar 2015

IG Farben Roth


Sie wacht auf in ihrem öden Zimmer, in ihrem öden Leben. An die letzte Nacht kann sie sich gut erinnern, war aber auch nichts Besonderes los. Sie macht sich Kaffee, keine Milch, so eine Scheiße. Sie muss runter und bei einer anderen WG klingeln, vielleicht hockt sie sich dort auch einfach hin, trinkt da einen Kaffee und wartet was passiert. Bevor sie runtergeht wirft sie noch einen Blick aus dem Fenster. Mist… da liegt immer noch das komische Fleisch auf dem Fensterbrett, das Brunella für ihren Köter besorgt hat. Roth ist sofort wieder wütend, das Fleisch liegt da schon ewig, Roth schaut nicht genau hin, sonst wird ihr übel, sie weiß auch so, dass das Fleisch wieder lebendig ist. Auf der Treppe zur unteren WG regt sich Roth mal wieder über Brunella auf. Sofort fallen ihr hundert Macken an Brunella ein, aber sie hat schon geklingelt, runterkommen! Sie will ja nicht wütend nach Milch fragen. Roth setzt sich an den Tisch, da sitzen schon einige Leute, die meisten kennt sie, trotzdem ist sie unsicher. Sie will gemocht werden, naja, das geht wohl jedem so, aber Roth braucht viele Zeichen der Zuneigung, bevor sie sich entspannen kann. So einfach „hallo, alles klar, komm rein“, das reicht ihr eigentlich nicht. Jetzt bemerkt sie Brunella, die gerade aus Hendricks Zimmer kommt. Roths Unsicherheit verschwindet sofort, macht ihrer Wut Platz. „Hör mal, du blöde Kuh, was ist eigentlich mit dem Dreck auf der Fensterbank? Außerdem ist keine Milch da und du bist dran mit einkaufen!“ Roth ist es jetzt völlig egal, wie sie ankommt, das unsoziale Verhalten ihrer Freundin geht ihr total auf den Keks. Hendrick nimmt Brunella in Schutz: „Hey, Roth, komm runter! Ist schon alles geklärt, ich geh gleich hoch und räume das weg.“ Davon ist Roth jetzt richtig abgegessen. Brunella hat wieder einen Idioten gefunden, der ihren Scheiß klarmacht. Dabei ist Hendrick eigentlich gar kein Idiot, eigentlich gefällt er Roth ganz gut. Um so schlimmer, dass Brunella ihn rumgekriegt hat, das Madenfleisch für sie zu entsorgen. Roth hätte es auch gerne, dass er sowas für sie macht, aber meistens ignoriert er Roth. Brunella nennt sich selbst Schauspielerin. Roth findet sie eine schlechte Schauspielerin. Sie säuft wie ein Loch und kriegt nichts auf die Reihe, das ist ihr Beruf. Aber Roth muss jetzt runterkommen, wer gemocht werden will muss entspannt sein. „Was läuft eigentlich heute Nachmittag, habt ihr schon was vor?“ „In einer Stunde ist Demo am Konradsplatz, Nicaragua“, antwortet Marie. Ok. Demo, das ist immer gut. Roth geht gerne auf Demos. Das ist so sehen und gesehen werden. Ihrer Clique braucht sie nicht Bescheid zu sagen, die gehen auf keine Demos, besser sie verträgt sich schnell mit Brunella, Roth braucht eine vertraute Begleiterin.
Beschwingt läuft Roth die Straße entlang Richtung Konradsplatz. Sie sind alle zusammen in der WG aufgebrochen. Roth mag es am liebsten, wenn sie in einer großen Gruppe unterwegs ist. Allein oder in einer kleinen Gruppe fühlt sie sich nackt und muss ständig daran denken, was andere über sie denken. Hier in der Gruppe fühlt sie sich wohl und schaut schon ganz interessiert, wie viele Menschen zum Stadtzentrum streben. Eigentlich ungewöhnlich, eine Demo am Sonntagnachmittag, fällt ihr jetzt erst ein, es fehlen auch die typischen, kleinen Bullenposten an jeder Straßenecke. Viel Zeit zum Nachdenken bleibt ihr nicht mehr, sie erreichen den Konradsplatz, es sind nur wenige Leute. Als hätten sie nur auf Roth und ihre Kollegen gewartet, kommen die Bullen jetzt von allen Seiten auf den Platz und machen den Kessel zu. Roth schaut sich um und bekommt eine Gänsehaut, sie findet das geil und ungeil zugleich. Ein Kessel buntes, Räuber und Gendarm. Roth muss sofort reagieren, denn innerhalb kürzester Zeit werden die Bullen alles unter Kontrolle haben. Leider ist es ihr inzwischen unmöglich geworden sich unauffällig zu verpissen. Mit ihren grünen langen Haaren leuchtet sie wie eine Ampel, vielleicht ist sie schon auf der Top- 100-Liste und die Bullen wollen sie unbedingt mal mit Heim nehmen. Hinten links vielleicht, Roth zerrt an Brunella, beide nehmen noch schnell andere Frauen an der Hand, sie bündeln sich, werden schneller und brechen gemeinsam durch die „Mauer“, die noch nicht fertig geformt war. Jetzt schnell auseinander, verschiedene Richtungen, Roth und Brunella kommen durch eine schmale Gasse zur Kirche und gehen hinein. Die Zwei sehen nicht wirklich aus wie die typischen Kirchgänger, aber als die Tür hinter ihnen zufällt, fühlen sie sich in Sicherheit und würden am liebsten laut loslachen. Mit breitem Grinsen setzen sie sich in die hinterste Reihe und verschnaufen erstmal. Das war knapp. Keine hat Lust den Sonntagnachmittag in einer Zelle zu verbringen. Sie werden hier eine Weile sitzenbleiben, denn draußen könnte immer noch das große Räuber und Gendarm-Spiel abgehen. Brunella will quatschen, aber Roth mag das nicht. Sie hat Ehrfurcht in Kirchen, sie will sich in Ruhe umschauen, die Stimmung auf sich wirken lassen. Das erinnert sie an ihre Jugend, sie war jeden Sonntag in der Kirche, natürlich nicht freiwillig. Eigentlich erinnert sie sich auch nicht gerne an ihre Kindheit, aber hier in Sicherheit, ist es heimelig. Dankbarkeit steigt in ihr auf, jetzt erinnert sie sich, dass sie mal am Gott geglaubt hat, oder immer noch an ihn glaubt. Das ist aber geheim, alle würden sie für irre halten, wenn sie das sagen würde. Sie ist jetzt Gott dankbar, dass er die Kirchentür für sie offen hatte. Eigentlich ist das ein Gebet, aber sie faltet ihre Hände nicht, Brunella soll nichts davon merken, sie würde sich nicht nur darüber lustig machen, sie würde es auch überall herausposaunen. Mal wieder merkt Roth, was ihr an ihrer tollen alternativen Szene nicht gefällt: die Doktrin richtig und falsch ist enger als im richtigen Leben. Sie denkt ihr heimliches Amen und wischt den anderen Gedanken schnell wieder weg. Es war immer ihr Wunsch Teil eines großen Ganzen zu sein, einer Bewegung, wichtige Leute, die die Welt zum Besseren wenden wollen. Keine Kritik!

Als Brunella anfängt mit ihrem Taschenmesser ihren Namen in die Kirchenbank zu ritzen, drängt Roth zum Aufbruch. Sie wollen zur Szenekneipe, dort werden sich jetzt alle sammeln, die den Bullen entkommen sind. Roth und Brunella laufen einen weiten Umweg am Stadtzentrum vorbei, und unterhalten sich über Belanglosigkeiten. Roth ist noch beseelt vom „Kirchgang“ und möchte das Gefühl ein bisschen halten. In der Kneipe bestellen sie sich zwei große Biere, das rundet das Abenteuer ab. Hier muss man gleich bezahlen, also stellt sich gleich heraus, dass Brunella wieder mal kein Geld dabei hat. Roth will nicht kleinlich wirken, also bezahlt sie für Brunella mit, aber es kotzt sie total an, dass Brunella das erst sagt, als das Bier schon dasteht. Sie setzen sich zu der großen Gruppe, die laut und wild diskutiert. Die Demo war nicht angemeldet, woher kam eigentlich die Info? War das eine Falle? Wer ist alles eingewandert, kümmert sich schon jemand? Sind Anwälte informiert? Es sind immer die gleichen Jungs, die große Reden schwingen. Mit denen möchte Roth befreundet sein, da möchte sie dazu gehören, sie träumt davon eine große Anführerin zu sein. Aber diese Typen ignorieren sie. Wahrscheinlich sehen sie in ihr eine Punk-Frau, die sich jeden Abend zusäuft. Roth ist zwar kein Punk, aber sonst stimmt es ja schon.

Freitag, 9. Januar 2015

IG Farben Violet


Enttäuscht vom Abend schlendert Violet Richtung Berg. Enttäuscht, aber auch erleichtert. Hier mit den Freundinnen ist sie entspannt, die Situation vorhin, auf der Party hat an ihren Nerven gekratzt. Sie ist dünnhäutig, gerne wäre sie so dickfellig wie Roth, aber solche Feindseligkeit schränkt ihre Beweglichkeit unmittelbar ein. Wie eingefroren stand sie da herum, erleichtert stellte sie fest, dass der DJ ihre Musikwünsche nicht erfüllte, sie hätte sich auf der Tanzfläche gar nicht bewegen können. Nun ist alles unaufgeregt und friedlich. Jetzt haben sie genug über die Weiber auf der Party gezetert, es sind ja immer die Weiber, die konkurrieren, oder fühlen die sich bedroht? Jedenfalls war das anstrengend, nervig, Spiessertussen!
Über dem Berg wird der Himmel schon blau, sie sollten sich beeilen, sonst verpassen sie den Sonnenaufgang. Aber beeilen ist nicht so einfach mit dem Bier in der Hand und im Kopf, außerdem sind ihre Stiefelchen nicht das Richtige zum Wandern. Ein Glück ist hier niemand sonst unterwegs, sie müssen schon einen komischen Eindruck machen: aufgebrezelt für den Samstagabend, mit verschmierten Augen und heruntergefallenem Iro, naja, Roth nicht, die hat keinen Iro, aber die sieht auch komisch aus, stolpern sie hier den Abhang hinauf. Drei Schritte vor, zwei Ausweichschritte zurück, so kommen sie erst mittags an. „Hey Leute, mir reichts, ich will ins Bett!“ „Quatsch nich rum, wir gehen da jetzt rauf!“ Das ist typisch Roth, was die sich einmal in den Kopf gesetzt hat, zieht sie durch. Oftmals verbeißt sie sich irrsinnig, aber trotzdem findet Violet das beeindruckend an ihrer Freundin. Mit dem Kopf durch die Wand, aber eben immer geradeaus.
Keuchend erreichen sie ein Mäuerchen und setzen sich mit Blick nach Osten. Die Sonne ist, wie erwartet, schon aufgegangen, das Bier läuft warm und lecker die trockene Kehle hinunter. So. Da sind sie. Violets Beine vibrieren von der Anstrengung, sie ist Sport überhaupt nicht gewohnt und fragt sich, wie wohl der Abstieg wird, mit ihren Tanzschuhen und der Müdigkeit in den Knochen. Aber den Gedanken wischt sie ganz schnell weg, denn Roth wird ernst und fragt: „Was soll eigentlich mal aus uns werden? Heiraten wir einen reichen Punk und feiern ewig am Straßenrand?“  „Ey, Alte, schreib deine Existenzängste an irgendeine Klotür!“  Genau, Blues hat recht, jetzt keine Ernsthaftigkeit, der Morgen ist jung und da ist noch Bier. „Du willst doch sowieso lieber so einen studierten Politfreak, der immer schlau rumlabert. Wir durchschauen dich, Roth!“ So lenkt Violet das Gespräch lieber auf Roths bürgerliche Strukturen. „Du sagst das wegen Ronnie, der gefällt mir eben. Ich sage ja auch nichts gegen deinen Hans.“ Ok, ok, Roth hat recht, sie haben alle ihr Herz verschenkt. Also lästern sie einfach mal über den von Bionda, die ist ja gerade nicht da. Auch Biondas Herz hängt an einem Unerreichbaren. Der ist verheiratet, klar, schon was älter, wie der aussieht? Naja, Geschmackssache, jedenfalls, wenn der die Laune hat und auftaucht, dann lässt Bionda alles stehen und liegen. Eine ganze Weile reden sie darüber, wie schlau das ist, den Mann seine Bedeutung spüren zu lassen. Dann machen sie sich an den Abstieg. Es geht einfach nur einen gepflasterten Weg  den Hügel hinab, aber in ihrem Zustand ist das eine Leistung. Endlich unten durchqueren sie den Stadtpark, an einer Betonsäule zieht Blues eine Spraydose aus den Tiefen ihrer Jacke und schreibt in blau „Phallus“ an die Säule. Violet flippt völlig aus. „Bist du bescheuert, schleppst die ganze Nacht eine Spraydose rum, wenn wir Bullen getroffen hätten…“ Blues nimmt die Kritik ganz gelassen hin „haben wir aber nicht.“ Violet ist stinksauer und sagt nichts mehr. So eine Situation kann Roth gar nicht aushalten: Dissonanz. Sie ist harmoniesüchtig und versucht mit irgendwelchen Anekdoten die Stimmung zu retten. Die beiden anderen lassen sie plaudern wie ein Radio. An der letzten Kreuzung trennen sich ihre Wege, Violet wohnt bei Bionda, Blues und Roth im besetzten Haus um die Ecke.
An Schlaf ist jetzt nicht zu denken, Violet ist immer noch aufgebracht wegen der Spraydose. Sie tigert durch die Wohnung, auf der Suche nach Beschäftigung. Am frühen Sonntagmorgen ist es nicht so einfach sich zu amüsieren. In der Not fängt sie an abzuwaschen. Aufräumen und putzen kann sie in dieser Wohnung noch stundenlang. In ihrem Magen kocht der Brass weiter vor sich hin. Sie kennt das von sich, sie kommt immer nicht runter. Sie regt sich immer noch über Blues Leichtsinnigkeit auf, kommt aber auch vom Hundertsten ins Tausendste, alles, was sie in letzter Zeit hätte ärgern können, fällt ihr jetzt ein. Die Küche ist soweit ok, sie geht zu Klo und wütet mit der Bürste im Becken. Hausarbeit ist wunderbar körperlich, ihrem Bauch geht es langsam besser. Jetzt Kaffee und Kippe. Sie kocht sich Kaffee und sucht ihre Jacke nach Tabak ab. Da ist nichts, dunkel erinnert sie sich, wie sie ihre leere Tabaktüte auf der Party in eine Ecke geschmissen hat. Diese Party…ein Glück ist das schon recht weit weg…sie will sich jetzt keinesfalls schon wieder aufregen. Auf der Suche nach Rauchwaren durchkämmt sie Küche und Wohnzimmer. Ganz vorsichtig öffnet sie die Tür zu Biondas Zimmer, puh, sie ist nicht da, aber da steht ein voller Aschenbecher. Da sind genug  kalte Kippen, daraus kann sie sich noch fünf Zigaretten drehen, also nur noch Blättchen, davon hängt jetzt ihr Leben ab, aber sie wird jawohl irgendwo in dieser Wohnung ein Blättchen finden. Sie hat die Jacken am Haken durchsucht, in einer Jacke, deren Besitzer unklar ist, findet sie ein altes Paket. Bedächtig formt sie ihre Restezigarette, die sie gleich zu ihrem, inzwischen, kalten Kaffee rauchen will. So. Jetzt geht es ihr gut. Sie hat sich beim Putzen ausgepowert, alles sieht super sauber aus, das gefällt ihr. Noch eine Rauchen und dann ist der Samstagabend endlich rum.


Samstag, 3. Januar 2015

IG Farben Blues


Das sind jetzt wieder extrem komische Typen, mit denen sie da durch die nächtliche Stadt laufen, findet Blues zumindest. Das sind so Normalos, also Langweiler. Wenn auf der Party noch mehr so Typen rumlaufen, dann wird Blues da nicht alt. Bionda hat den Kontakt klar gemacht, läuft jetzt auch einige Meter weiter vorne und unterhält sich mit Zweien. Roth und Violet laufen hinten, unterhalten sich angeregt, Blues hört das ungestüme Gackern von Roth, naja, die kann sich immer über alles beömmeln.  Der Dritte läuft leider neben Blues. Was will der?  Also mit smalltalk  kennt Blues sich aus. Man könnte sagen, sie ist eine elegante Unterhalterin. Das schüttelt sie schnell mal aus dem Ärmel, amüsant und doch irgendwie distanziert plaudert sie über das Leben. So hält sie den Langweiler bei der Stange. Eigentlich würde sie sich gerne zu ihren Freundinnen hinten gesellen, wenn Roth so prustet, dann muss das da schon wieder richtig lustig sein. Andererseits sind die drei Jungs ihre Eintrittskarte zu der heutigen Party. Blues Geplauder ist der Einsatz, Bionda vorne investiert auch, die Beiden hinten haben mal wieder freien Eintritt. Oh, Mann, der Fußweg zur Kantstraße ist ganz schön weit, wer wohnt eigentlich so weit ab vom Schuss? Wenn das hier noch lange geht, dann ist der Typ am Ende in sie verknallt und sie wird ihn den ganzen Abend nicht mehr los und außerdem, was ist das hier eigentlich für eine Gegend, alles wirkt so gediegen und aufgeräumt, hier passen sie überhaupt nicht her. Blues verlangsamt den Schritt, damit Roth und Violet  aufschliessen können, das Gespräch soll sich mischen, der Langweiler nicht mehr so fasziniert an ihren Lippen hängen. Nun sind sie aber auch endlich angekommen. Bionda und die Jungs vorne biegen nach rechts in eine Einfahrt ein, sie stehen vor einem wunderschönen Haus, aus dem zweiten Stock dröhnt lauter Bass und sie hören das übliche Stimmengewirr. Die Eingangstür steht weit offen,  die Treppe hoch und was ist denn hier los? In so einer Wohnung war Blues noch nie. Parkettboden, sogar Teppiche, wo soll sie denn da mit ihrer Kippe hin? Also erstmal einen Aschenbecher suchen. Im vorbeigehen bemerkt sie, dass sie die meisten Leute nicht kennt, manche vom sehen, alles ist hier so adrett und fein. Nicht nur die Party, auch die Gesichter sind so aufgeräumt. Blues fühlt sich unwohl, sie passt hier nicht her. Sie ist dann lieber in dreckigen, versifften Kellern, wo es warmes Dosenbier und Salzstangen gibt. Hier gibt es ein Buffet, viele haben was zu essen mitgebracht. Sowas kennt sie eher von zu Hause, Tanten und Onkels feiern so, ne, hier fühlt sie sich unwohl. Sie sucht nach ihren Freundinnen, sie will wieder abhauen. Violet und Roth hat sie schnell ausfindig gemacht, die stehen genauso blöd rum, wie Blues sich fühlt. Die drei brauchen nicht groß zu reden, die Sache ist klar, Bionda abholen und dann vielleicht doch probieren, ob sie in die Disco reinkommen. Oh je, Bionda hat schon wieder vier Jungs um sich rum stehen, an ihrer Körperhaltung  können die drei Mädels erkennen, wie sehr Bionda die Situation genießt. Bionda steht erstmal fest, das ist klar. Die drei anderen sind unentschieden, hier fühlen sie sich unwohl, die Nacht gibt aber nicht mehr viel her, also doch noch mal gucken, oder vielleicht abhotten, auf der Tanzfläche, aber die Musik! Welcher Opa legt denn da auf?
Blues geht erst mal Bier holen. Oh, ah, es ist wohl umsonst!? Sie erkundigt sich sicherheitshalber noch bei den Umstehenden nach einer Kasse, aber ja, wirklich umsonst! Vielleicht sollten sie doch hier bleiben. Mit den Flaschen in der Hand kehrt sie zurück zu Violet und Roth, die jetzt am Rand der Tanzfläche stehen. Eigentlich könnte man sich hier gut schütteln, es gibt schon einige Tänzer, aber da ist noch genügend Platz. „Jetzt Billy Idol, I am a passenger, da könnten wir die mit einem geilen Pogo von der Tanzfläche kicken!“, sagt Blues und verteilt das Bier. „Da läuft aber Eurythmics, das ist Pest!“ bemerkt Roth und trinkt ihr neues Bier in einem Zug halb leer. Nach 20 Sekunden reißt sie den Mund weit auf und lässt ihren üblichen lauten Rülpser frei. Die drei Mädchen einigen sich, dass Violet ihr Glück beim DJ versuchen, ihm ein paar Vorschläge zur Auswahl unterbreiten soll. Sie stehen noch 20 Minuten an der Tanzfläche, der DJ scheint abgeneigt. Soll noch mal eine Andere hingehen? Wahrscheinlich ist das völlig unnütz, die Leute wollen sie hier nicht haben. Sie haben sich eine neue Abendgestaltung überlegt, verabschieden sich von Bionda und gehen noch mal zu den Bierkästen in der Küche. Roth füllt ihre Hände am Büffet, sie brauchen jetzt Wegzehrung, die beiden anderen stecken Bierflaschen in alle Jackentaschen und nehmen jeweils zwei in jede Hand. Wie um sich für das Unwohlsein zu rächen laufen sie mit erhobenem Haupt und 12 Flaschen Bier zur Tür raus.

Eigentlich war der Plan zügig nach Hause zu gehen. Violet hat noch Cappies, Captagon, das wollten sie einpfeifen und dann zum Sonnenaufgang auf den Berg. Aber das viele Bier schleppt sich nicht so gut. Sie kommen auf ihrem Weg zu einem kleinen Platz mit Kirche und Brunnen, sie setzen sich auf die Brunnenumrandung und richten sich mit Bier und kaltem Zwiebelkuchen gemütlich ein. Sie müssen sich jetzt, im Nachhinein, gegen die Abneigung, die sie auf der Party gespürt hatten, wappnen. Aufgekratzt beölen sie sich mit vollem Mund über diese Spießer. Roth findet alles schon wieder so lustig, dass sie das Essen nicht im Mund behalten kann. Morgens um drei machen sie hier so viel Lärm, dass die Vögel aufgeschreckt anfangen zu zwitschern. Blues merkt, dass sie sich schon wieder unbekannte Feinde machen und will hier weg. Sie leeren noch das angefangene Bier und ziehen weiter. Jetzt sind sie schon ganz hübsch angetütert, jede hat noch 2 Flaschen Bier in der Hand, Captagon wäre jetzt Perlen vor die Säue, oder heißt es für die Säue? Jedenfalls haben sie beschlossen  auf neuen Wegen geruhsam Richtung Berg zu laufen, das Bier in den Händen tröstet sie über den verhunzten Abend hinweg.