Sonntag, 2. November 2014

Befindlichkeiten


Ich liebe den Blick in den Himmel. Einfach nur Himmel. Da bin ich weg und verliere mich nicht. Die Augen spüren die endlose Weite, die Seele spürt das auch. Der Himmel ist ein großes Versprechen. Es gibt noch mehr als meine kleine Existenz. Theoretisch habe ich alle Möglichkeiten: ich könnte alles, aber auch alles anders machen, verspricht der Himmel. Ich mache nichts anders, aber die Idee von lustvollem Leben schenkt er mir. Es ist Verheißung und mehr brauche ich nicht. Morgens und abends ist es natürlich am schönsten. Ich bestaune Licht und Schatten, beobachte, wie die Farben sich verändern, die Weite, der Westen. Es ist Stille in mir und doch spielt sie leise Musik auf und prickelt ein bisschen. Jetzt. Es ist das Jetzt. Alles andere verschwindet hinter dem Jetzt. Ich spüre nur meine Existenz in der Welt, die berauschend schön ist.

Von hier nehme ich den Blick wieder herunter in mein Leben. Und es ist einfach nur Leben. Das ist Arbeiten, Sport, Hobby, Freunde, Verwandte, Fernsehen. Daran hänge ich wie eine Klette. Das Leben macht mir mehr Freude als jemals zuvor. Früher war der Gedanke, dass das Leben endlich ist, akzeptabel, manchmal auch tröstlich, zumindest ein Weg Distanz zur Situation herzustellen. Jetzt ist er nur noch Schade. Besonders, wenn ich in den Himmel schaue. Diese wunderbare Welt, mit den schönen Farben, wird mir fehlen, wenn ich mal nicht mehr hier bin.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen